EIN LESENSWERTES DEBATTENBUCH ZUR GEGENWARTSLITERATUR
Über die Maßstäbe für "gute" Gegenwartsliteratur herrscht große Unsicherheit. Moritz Baßlers Buch analysiert erfolgreiche Erzählliteratur der Zeit und diskutiert den veränderten Status der Literatur in der aktuellen Markt- und Mediengesellschaft. Dabei...
Vorbemerkungen
I. Teil:
Populärer Realismus - Eine Literatur für alle Der Heimweg Realismus Kommerz und Anspruch Definition von Welt durch Literatur Die Marquise geht wieder um fünf Uhr aus Born translated
Midcult - Wenn Populärer Realismus Kunst sein will Der Realismus und das Magische Genie erzählen Nennen wir es Midcult Blutiger Realismus Bildungsbürgerliches Urvertrauen Moderne-Bashing Großmutters Brot
Populärer Realismus Fantasy Vom Populären Das Gesetz der Serie Bewohnbare Strukturen Der TATORT zum Beispiel Hedonistischer und Realismus Erzählen nach den Medien Zwischen Populärem Realismus und Pop
II. Teil
Ein Neuer Midcult? Ferrante-Quartette Grundzüge eines Neuen Midcult Gegenwartsliteratur in neuen Kontexten Nazis am Baggersee (Wenzel) Die Parrhesia vom Prenzlauer Berg (Stelling) Im Raum des Eigenen (Otoo) Inhaltliche Avantgarde?
Tentakuläres Erzählen In der Traumafabrik (Yaghoobifarah) Der Mythos des Pferdemädchens (Krusche) Identitäten verhandeln (Sanyal)
Autofiktion Der Autor als Welt (Knausgård) Der Autor als Persona (Goetz) Postironische Katharsisse (Kracht) Appropriation des Eigenen Memoirs: vom Gebrauchswert der Autofiktion (Feldman) Formen des Nichtseins
Kalkülromane Das Wirkliche und das Mögliche (Dath) Die Zukunft des Erbes (Meier) Vom richtigen Leben (Weber) Vom guten Leben (Randt) Paradigmatischer Realismus
Epilog: Wolf Haas oder Das Erzählen
Bildnachweis Register
EIN LESENSWERTES DEBATTENBUCH ZUR GEGENWARTSLITERATUR
Über die Maßstäbe für "gute" Gegenwartsliteratur herrscht große Unsicherheit. Moritz Baßlers Buch analysiert erfolgreiche Erzählliteratur der Zeit und diskutiert den veränderten Status der Literatur in der aktuellen Markt- und Mediengesellschaft. Dabei macht Baßler einen international prägenden Stil des "populären Realismus" aus: Leichte Lesbarkeit und routinierte Plots, aufgeladen mit Zeichen der Bedeutsamkeit, ohne dass die Texte aber tatsächlich Neuland beträten. Umbert Eco nennt dieses Missverhältnis von leichter Form und schwerem Anspruch Midcult. Vielleicht ist dies die unserer Zeit gemäße Erzählliteratur mit eigenen Chancen?
Über die Maßstäbe für "gute" Gegenwartsliteratur herrscht große Unsicherheit. Moritz Baßlers Buch analysiert erfolgreiche Erzählliteratur der Zeit und diskutiert den veränderten Status der Literatur in der aktuellen Markt- und Mediengesellschaft. Der Schwerpunkt liegt auf deutschsprachigen Romanen, Seitenblicke werden auf den internationalen Kontext, das erfolgreiche Genre der Fantasy sowie auf die inzwischen dominante Erzählform der Qualitäts-TV-Serie geworfen. Das Verfahren gegenwärtiger Erzählliteratur, so Baßler, ist durchgängig ein "realistisches" - der Lesende befindet sich immer schon in der erzählten Welt, ohne dass die Zeichen des Textes ihn dabei besonders herausforderten. So konnte sich ein International Style ausbilden, dessen Prosa in Verbund mit routinierten Plots eine leichte Lesbarkeit garantiert. Wer noch Literatur liest, hat dabei aber oft den Anspruch, nicht bloß gut unterhalten zu werden, sondern auch an Hochkultur, an Kunst teilzuhaben. Dafür muss der International Style seine Lesbarkeit mit Bedeutsamkeit aufladen, ohne die Lektüre allzu sehr zu erschweren. Umberto Eco nennt dieses Missverhältnis von leichter Form und schwerem Anspruch Midcult. Vielleicht ist dies die unserer Zeit gemäße Erzählliteratur mit eigenen Chancen?
Wie kann man eine komplexe Literatur verteidigen, ohne in einen elitären Kulturkonservatismus zu verfallen? Über das Populäre und seine Alternativen Identität oder Ambivalenz?
Moritz Bassler, geboren 1962, lehrt Neuere deutsche Literatur an der Universität Münster. Bei C.H.Beck ist sein Band "Der deutsche Pop-Roman" (2005) erschienen. Die Veröffentlichung eines Aufsatzes Baßlers mit Thesen aus seinem kommenden Buch hat bereits eine Debatte ausgelöst.