MICHEL DE MONTAIGNE - PHILOSOPHIE IN ZEITEN DES KRIEGES
Sich immer eine Hintertür offen halten, nie alles von sich preisgeben, die Dinge plötzlich von ganz anderer Seite betrachten: Volker Reinhardt erzählt das Leben des philosophischen Virtuosen Montaigne konsequent in seinem historischen Kontext, der Zeit der...
Einleitung: Schreiben gegen die Gewalt
Erstes Kapitel: HERKUNFT UND JUGEND 1533-1548 Selbstbildnis als Aristokrat Von Eyquem zu Montaigne Experimentelle Erziehung Auf dem Collège
Zweites Kapitel: KARRIEREHOFFNUNGEN, KARRIEREBRÜCHE 1549-1570 Landleben und natürliche Theologie Jurist wider Willen Freundschaft mit Etienne de la Boétie Das Geschäft der Ehe Der König und die Kannibalen Der Austritt aus dem parlement Abrechnung mit der Justiz
Drittes Kapitel: DER EDELMANN ALS SCHRIFTSTELLER 1571-1580 Schlossherr im Bürgerkrieg Vier Widmungen, ein Ziel Der Ritter mit der goldenen Kette Vermittlungsarbeit zu Pferd und am Schreibtisch Die Essais von 1580 I : Anleitung zum Zweifel Die Essais von 1580 II : Anleitung zum Leben Die Essais von 1580 III : Das Ich und die anderen Die Essais von 1580 IV : Strategien des Überzeugens
Viertes Kapitel: DIE REISE NACH ROM 1580-1581 Das 'Reisetagebuch' und seine Rätsel Die Reise des Standesherrn Der Todessprung Römische Exkursionen I: Der Mörder, der Papst und der Exorzist Römische Exkursionen II: Jüdische und christliche Riten Die Zensur Der Körper und seine Rechte
Fünftes Kapitel: BÜRGERMEISTER VON BORDEAUXUND EHRLICHER MAKLER 1581-1588 Die Mühen der Politik Die Wiederwahl Eine untertänige Mahnung, viel Routine und ein königlicher Besuch Schreiben im Zeichen der Bedrohung Im Elend Auf gefahrvoller Mission Die Essais von 1588 I: Entstehung und Umrisse Die Essais von 1588 II: Wider den Wahn Die Essais von 1588 III: Die Methode der Selbsterkenntnis Die Essais von 1588 IV: Selbstbildnis als Biedermann
Sechstes Kapitel: RUHE UND RESIGNATION - DIE LETZTEN JAHRE 1588-1592 Eine Tochter im Geiste und drei illustre Todesfälle Briefe an Heinrich IV. Stille Tage auf Schloss Montaigne
MICHEL DE MONTAIGNE - PHILOSOPHIE IN ZEITEN DES KRIEGES
Sich immer eine Hintertür offen halten, nie alles von sich preisgeben, die Dinge plötzlich von ganz anderer Seite betrachten: Volker Reinhardt erzählt das Leben des philosophischen Virtuosen Montaigne konsequent in seinem historischen Kontext, der Zeit der Bürgerkriege in Frankreich. So erhält der Parlamentsrat, Romreisende, Bürgermeister von Bordeaux und Kammeredelmann scharfe Konturen, und wir können den Philosophen in seinem Schlossturm, der mit souveräner Distanz auf sich und die Welt blickt, besser verstehen.
Schloss Montaigne, auf dem Höhepunkt der Bürgerkriege: Es klopft. Ein Mann wurde überfallen und begehrt eilig Einlass. Nach und nach treffen seine Begleiter ein. Montaigne schöpft Verdacht: ein trickreicher Überfall! Doch er lässt alle gastfreundlich ein. Die Naivität des Schlossherrn erweicht schließlich den Anführer, der das Signal zum Abzug gibt. Der Krieg zwingt zu unkonventionellen Überlebensstrategien. Montaigne empfiehlt mit dieser Episode "Natürlichkeit" im Verhalten und zugleich kluge Verstellung. Das ist auch die Strategie seiner Essays: Ob er über Freundschaft und Ehe, gute Gespräche und Erziehung oder über seine Krankheiten, Spleens und Obsessionen schreibt, immer wirkt er ganz arglos und spielt doch mit seinen Lesern. Bisher wurde die Biographie Montaignes meist aus seinen verführerisch authentisch klingenden Schriften abgeleitet. Volker Reinhardt geht den umgekehrten Weg und macht von Montaignes Leben aus die Essays neu verständlich: als eine Überlebensphilosophie in Zeiten der Gewalt, die uns bis heute direkt anspricht.
Ein neues Bild von Montaigne: Der Bürgermeister, Diplomat und Politiker in seiner Zeit Ein neues Verständnis der "Essays": Eine Überlebensphilosophie in Zeiten der Gewalt, die bis heute aktuell ist Fesselnd geschrieben von einem der führenden Kenner des 16. Jahrhunderts
Volker Reinhardt ist Professor für Geschichte an der Universität Fribourg. Für sein Lebenswerk wurde er 2020 mit dem Preis der Kythera-Kulturstiftung ausgezeichnet.