Als Belgien, Polen und die Niederlande waehrend des Zweiten Weltkrieges besetzt wurden, kollaborierten Teile der politischen Elite und der Bevoelkerung mit den Besatzern. Wie mit diesen Kollaborateuren nach dem Krieg verfahren wurde, und welche Folgen dies fuer das politische System der Nachkriegszeit, fuer Demokratisierung und das Fortbestehen totalitaerer Tendenzen hatte, untersucht der Autor aus anthropologischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive. Seine ueberraschende Schlussfolgerung: Lynchjustiz und wilde Saeuberungen erfuellen wichtige soziale Funktionen. Umfangreiche und durchgreifende politische Saeuberungen tragen unter Umstaenden mehr zur Fortdauer totalitaerer Tendenzen in einer Gesellschaft bei als eine oberflaechliche aber spektakulaere Abrechnung mit wenigen prominenten Taetern.
Klaus Bachmann ist Professor für Politische Wissenschaft an der Warsaw School of Social Sciences and Humanities. Sein besonderes Augenmerk gilt der Übergangsjustiz und politischen Säuberungen im Rahmen von Demokratisierungsprozessen (Transitional Justice).