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Das Motel der vergessenen Träume

Das Motel der vergessenen Träume

vonGanshert, Katie | Dziewas, Dorothee
Deutsch, Erscheinungstermin März 2018
lieferbar

Buch (broschiert)

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eBook (EPUB ohne DRM)

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Das Leben von Carmen Hart scheint perfekt: Sie ist die beliebteste Wetterfee seit Bestehen ihres Fernsehsenders, verheiratet mit einem Traummann, lebt in einem Traumhaus. Zum vollkommenen Glück fehlt ihr nur noch das Baby, von dem sie schon so lange träumt. Doch ein unbeherrschter Moment droht ihr alles zu...

Informationen zum Titel

978-3-86827-709-8
Marburg an der Lahn
März 2018
2018
1
Auflage
Buch (broschiert)
496 g
382
134 mm x 205 mm x 38 mm
Color of cover: Cream, Color of cover: Green, Color of cover: Grey, Color of cover: Tan
Deutsch
eng
Belletristik: religiös, spirituell, Belletristik: allgemein und literarisch, Belletristik in Übersetzung, Zeitgenössische Liebesromane, Familienleben
Das Leben von Carmen Hart scheint perfekt: Sie ist die beliebteste Wetterfee seit Bestehen ihres Fernsehsenders, verheiratet mit einem Traummann, lebt in einem Traumhaus. Zum vollkommenen Glück fehlt ihr nur noch das Baby, von dem sie schon so lange träumt. Doch ein unbeherrschter Moment droht ihr alles zu nehmen, was sie sich mühevoll aufgebaut hat. Als Carmen sich in das alte Motel flüchtet, das seit Generationen im Besitz ihrer Familie ist, stößt sie dort zu ihrer Überraschung auf ihre Halbschwester. Carmen bleibt keine andere Wahl, als die 17-jährige bei sich aufzunehmen. Gemeinsam renovieren sie das alte Motel. Doch lassen sich zerbrochene Beziehungen genauso leicht reparieren wie zerbrochene Fenster? Und haben lang vergessene Träume tatsächlich die Macht, die Gegenwart zu ändern?
Katie Ganshert war Lehrerin, bis ihr der Durchbruch als Romanautorin gelang. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Für »Das Motel der vergessenen Träume« bekam sie in den USA einen Preis für den besten zeitgenössischen christlichen Roman des Jahres verliehen.
Kapitel 1

Gracie

Wenn man in einer Kleinstadt wie New Hope, Texas, aufwächst, gibt es den Luxus der Anonymität nicht. Ich war die Tochter von Evelyn Fisher, einer Frau, die für zwei Dinge bekannt war: dass sie oft das Spirituosengeschäft an der Ecke besuchte und dass sie sich jeden zweiten Sonntag im Fluss taufte.
Als kleines Mädchen saß ich auf der Reifenschaukel unter unserer Eiche und malte mit dem großen Zeh Kreise in den Dreck, während ich zusah, wie meine Mutter sich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes bekreuzigte, bevor sie in das Gewässer hineinstieg, das an unseren Garten grenzte. Ich weiß noch, dass das Kreuzzeichen mich mehr verwirrte als die eigentliche Taufe. Damals gingen wir in eine Baptistengemeinde, wo man so etwas nicht tat.
„Man kann das Mädchen aus dem Katholizismus entfernen, aber nicht den Katholizismus aus dem Mädchen“, sagte sie auf meine Nachfrage hin.
„Ich weiß nicht, was das bedeutet.“
„Es bedeutet, dass man alte Gewohnheiten nur schwer ablegt, Gracie-Spätzchen.“
Das verstand ich. Denn sooft sie auch ihre Flaschen in die Spüle entleerte und in dem Fluss untertauchte, der Spirituosenschrank blieb nie lange leer. Natürlich waren wir hässliche Entlein in New Hope und die hässlichsten Entlein von allen in unserer Kirche. Nicht so sehr, weil Mama einen Rosenkranz in ihrer Handtasche bei sich trug oder während der Predigten weinte oder sich beim Segen bekreuzigte, sondern weil sie trank, und unser Pastor sagte, die Trinkerei sei so, als würde man mit dem Teufel tanzen.
Eines Sonntags, als sie von Kopf bis Fuß patschnass auf unser Haus zukam, hielt ich meinen Reifen an und blinzelte sie durch die helle Nachmittagssonne an. „Warum tauchst du immer so im Fluss unter?“
Sie blieb stehen, als würde sie mich zum ersten Mal sehen. Das kam oft vor – dass sie meine Anwesenheit vergaß. Für gewöhnlich musste ich schon in größere Schwierigkeiten geraten, damit sie sich an mich erinnerte. Mama beschirmte mit einer Hand ihre Augen. „Um neu gemacht zu werden, Kleines.“
Irgendwann gab sie die Taufen auf und beschloss, stattdessen einen Entzug zu machen. Mein viertes Schuljahr war gerade zu Ende, als sie mich für drei Monate bei meinem Vater absetzte. Als sie mich schließlich wieder abholte, waren alle unsere Habseligkeiten in den Kofferraum unseres rostigen alten Kombis gestopft. Wir verließen New Hope und fuhren nach Osten in eine Stadt namens Apalachicola in Florida. Meine Mutter bekam dort eine Anstellung als Kellnerin und ich ging in die Franklin High zur Schule. Ab diesem Zeitpunkt gab es keine Kirchenbesuche mehr. Und auch keine Taufen im Fluss. Das Einzige, was sich nicht änderte, war Mamas Tanz mit dem Teufel.



Als mein Wecker ertönte, überkamen mich zwei diametral entgegengesetzte Gefühle. Erleichterung, weil dies mein letztes Jahr an der Franklin High war, und Angst, weil es erst der erste Tag dieses letzten Jahres war.
Ich schlug mit der Hand auf mein Handy, damit es verstummte, und nahm den Stimmungsring von meinem Nachttisch; sein Stein hatte die Farbe eines Gewitterhimmels. Eigentlich glaubte ich nicht daran, dass der Ring meine Stimmung erspüren konnte, aber ich hatte ihn unter einem Kaubonbonpapier gefunden, als ich einen der vielen Straßengräben von Müll befreit hatte. Der Ring war ganz hübsch und sogar aus richtigem Silber – nicht wie die kitschigen Fünf-Dollar-Ringe, die man in Modeschmuckgeschäften wie Claire’s kaufen konnte. Und er passte. Also hatte ich ihn sauber gemacht und eingesteckt. Mein einer, einziger Schatz aus einem Sommer voller Müll.
Durch den schmalen Spalt zwischen dem fadenscheinigen Teppich und meiner Schlafzimmertür drang eine gedämpfte Unterhaltung herein – eine Männer- und eine Frauenstimme, die sich über einen Wasserrohrbruch in der Innenstadt von Tallahassee unterhielten. Das bedeutete, Mom war entweder a) schon wach und sah sich die Nachrichten an oder b) bewusstlos auf dem Sofa, während der Fernseher vom Abend zuvor noch lief. Wenn ich Geld gehabt hätte, das ich verwetten könnte, hätte ich alles auf Möglichkeit b) gesetzt.
Ich presste den Daumen auf den Stein des Stimmungsrings und stellte mir Lila vor – eine Farbe, die für glücklich, entspannt und frei stand. Das wusste ich, weil ich im letzten Frühjahr im Buchladen in der Stadt dieses gigantische Taschenbuch mit dem Titel Die Bedeutung der Farben gefunden und es an einem einzigen Tag komplett durchgelesen hatte. Ich nahm den Daumen von dem Stein und wagte einen Blick. Der Bernsteinton von Katzenaugen starrte mich an – gemischte Gefühle.
Vielleicht funktionierte der Ring ja doch.
Mit einem resignierten Seufzer trat ich das Laken, das meine Beine bedeckte, zur Seite und streckte den Kopf zur Tür hinaus. Der Fernseher warf ein himmlisches Licht auf meine Mutter, die auf dem Sofa lag, einen Arm über den Kopf gestreckt. Jenseits von Gut und Böse.
Einhundertachtzig Tage … einhundertachtzig Tage … einhundert- achtzig Tage …
Das sagte ich mir immer wieder, während ich mir die Zähne putzte, das Gesicht wusch und die Augen mit flüssigem Eyeliner schminkte. Dann schlüpfte ich in ein schlichtes T-Shirt, eine verschlissene Jeans und ein Paar Springerstiefel, das ich mir in einem Secondhandladen gekauft hatte, als ich noch nicht pleite gewesen war. Dank Chris Nanning und meiner falschen Entscheidung und dem dicken Richter mit der chronisch düsteren Miene herrschte auf meinem Konto zurzeit gähnende Leere. Prüfend musterte ich mich noch ein letztes Mal im Spiegel.
Die vergilbte Postkarte, die in der Ecke meines Kommodenspiegels festgeklemmt gewesen war, hatte sich gelöst. Ich zog sie ganz heraus und drehte sie um. Die Einladung auf der Rückseite war ebenso vergilbt wie die Vorderseite, aber in meinem Gedächtnis war sie ganz scharf und deutlich zu lesen. Es war der einzige Ort, an dem meine Gesellschaft nicht nur geduldet, sondern erwünscht war. Erhofft sogar. Wenn es den Beweis nicht gäbe, der mich anstarrte, hätte ich die Erinnerung wahrscheinlich einem ernsten Fall von Wunschdenken zugeschrieben.
Ich klemmte die Karte wieder ein und schob mir eine Strähne meines kohlrabenschwarzen Haares hinters Ohr. Sie blieb nicht dort. Vor zwei Tagen hatte ich in einem impulsiven Augenblick meine Haare abgeschnitten und schwarz gefärbt. In dem Moment hatte die Veränderung sich mutig angefühlt, sogar symbolisch, so als würde ich meinen Mitschülern eine lange Nase drehen. Mit Sicherheit würden sie am ersten Schultag besonders laut hinter meinem Rücken tuscheln. Die neue Optik war meine Botschaft an die anderen, dass es mir egal war, was sie sagten oder dachten.
Wenn das doch nur wahr wäre.
Auf der Arbeitsplatte in der Küche stand eine leere Weinflasche Wache; eine zweite lag umgekippt in der Spüle. Ich nahm mir ein Fertigtörtchen aus einem der Schränke und sah auf die Uhr. Viertel vor acht.
„Mom!“ Hastig drehte ich den Wasserhahn auf und schlürfte etwas von dem fließenden Wasser, dann riss ich meine Schultasche von der Rückenlehne eines Esszimmerstuhls. „Wir müssen los.“
Sie murmelte etwas Unverständliches.
Ich nahm die Fernbedienung vom Couchtisch und schnitt der Nachrichtensprecherin mitten im Satz das Wort ab. „Du musst dich fertig machen.“
Sie wischte sich den Speichel aus dem Mundwinkel und drehte sich auf die andere Seite. Selbst mit der verschmierten Wimperntusche, den zerzausten Haaren und der roten Falte quer über ihrer Wange schaffte sie es noch, schön auszusehen. Dumm für mich, dass ich nach meinem Vater kam.
„Ich komme zu spät zur Schule. Und du zur Arbeit.“
„Zu müde“, krächzte sie.
Oder besser zu verkatert.
In meiner Brust stieg Wut auf. Ich holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Keine Ahnung, wie oft sie noch zu spät kommen konnte, bevor sie rausgeschmissen wurde, aber die Unpünktlichkeit meiner Mutter war nicht mein Problem. Sie würde nur zu meinem Problem werden, wenn ich hierblieb. Ihr Boss drückte möglicherweise ein Auge zu. Direktor Best (ein Name, wie er ironischer nicht hätte sein können) würde es hingegen nicht tun. Ich kramte in ihrer Handtasche und nahm ihren Schlüssel heraus.
Einhundertachtzig Tage … einhundertachtzig Tage … einhundert- achtzig Tage …
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